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Die Katastrophe auf der YOU' 96
Das Redaktionsteam der Tronic Media World war vor Ort
Die erste Jugendmesse dieser Art, die YOU 96, war
für uns Anlaß genug, am Fronleichnam nach Dortmund zu
fahren und darüber zu berichten, was zur Zeit bei den
Jugendlichen angesagt ist. Gegen 12.30 Uhr konnten wir vom
Bungee-Platz im Freigelände aus sehen, wie der Hubschrauber
der Bundeswehr mit einem für uns waghalsigen Sinkflug am
Horizont verschwand. Gegen 13.30 Uhr berichtete uns ein
Pförtner am Startplatz des Hubschraubers, daß er
eventuell abgestürzt sei. Um 14.00 Uhr erfuhren wir das
ganze Ausmaß der Tragödie aus dem Radio.
Die Fahrt nach Dortmund war trotz des Feiertages
außerordentlich entspannt, so daß wir pünktlich
um 9.00 Uhr, ohne Streß und gut gelaunt die
Eröffnungsveranstaltung verfolgen konnten. Peter
Herbolzheimer mit seiner ausgezeichneten Bundesjugend-Big-Band
sorgte für swingende Unterhaltung, die lediglich durch
einige Reden u. a. von einer ganz leger gekleideten
Bundesministererin für Jugend und Familie, Claudia Nolte,
unterbrochen wurde. Das jugendliche Outfit der Ministerin und
ihre dem jugendlichen Jargon angepaßte Rede kam
außerordentlich gut an.
Danach ging es durch die einzelnen Hallen, die uns wegen der
großzügigen Standaufteilung sehr gut gefallen haben.
Überall war ein Aktionismus zu verspüren und diese
Generation von Jugendlichen scheint in ihrer sportlichen Energie
kaum zu bremsen zu sein. Wir fielen in der Menge wahrscheinlich
deswegen auf, weil wir keine Rollerblades unter die
Füße geschnallt hatten und nicht die Wände
hinaufgeklettert sind, deren Neigung zum Teil über 90 Grad
betrug. Allerdings liegen die Preise für diese
zeitgemäße Fortbewegung und die allgemeinen Produkte
der Freizeitgestaltung relativ hoch, so daß die
Jugendlichen schon über ein ordentliches Taschengeld
verfügen müssen, um in ihrer Clique mithalten zu
können. In diesem Sinne waren auch die Preise für
Verpflegung und Getränke alles andere als
jugendgemäß.
Insgesamt zeigte sich bereits am ersten Tag der YOU' 96 eine
positive und ausgelassene Stimmung, die den Projektleiter der
Messe, Thomas Arabin, bereits am ersten Donnerstag morgen in
einem kurzen Gespräch mit unserer Redaktion zu euphorischen
Prognosen zum weiteren Verlauf der Messe veranlaßte.
Diese positive Grundhaltung war auch bei 30 Grad im
Freizeitgelände der Messe zu beobachten, wo durchtrainierte
Jugendliche mit Basketball und Fußball ihrem Bewegungsdrang
freien Lauf ließen, oder für 50 DM den absoluten
Adrenalinstoß beim Sturz von dem mindestens 50 Meter hohen
Bungee-Kran erleben konnten.
Genau von diesem Platz aus war der Unglückshubschrauber
beim Blick in den Himmel zu den Bungee-Jumpern zu hören und
zu sehen, wie er seine Runden zwischen Himmel und Erde drehte.
Ein Mitglied aus unserem Team hat den Helikopter am strahlend
blauen Himmel sehr genau beobachtet. Ihm ist dabei aufgefallen,
daß der Hubschrauber eine starke Rechtskurve flog und mit
einer außergewöhnlichen Neigung von geschätzten
45 Grad nach unten flog. Der Helikopter hatte offenbar die Nase
extrem weit heruntergezogen und befand sich gleichzeitig im
Sinkflug. Kurze Zeit später war er am Horizont verschwunden.
Der Beobachter interpretierte dieses Flugverhalten als besonderes
Flugmanöver. Sein Wortlaut dazu: Der Pilot wollte wohl
mal zeigen, was er alles kann". Etwa eine Stunde später
wußten wir, daß es eine Katastrophe mit unendlichem
Ausmaß war. Wir waren übrigens auf dem Weg zum
Hubschrauberplatz, um zu checken, ob wir für unsere
Berichterstattung ebenfalls an einem Rundflug teilnehmen
können.
Nach aktuellen Informationen wird die YOU' 96 in
eingeschränktem Umfang fortgesetzt. Allerdings sind einige
Musikveranstaltungen abgesagt und es werden Gedenkminuten und ein
Gottesdienst für die Opfer des Unglücks
durchgeführt. von Harald
Wehnhardt
Weitere Informationen zum Programm der YOU'
96 finden Sie auf der nächsten Seite.