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Was war?
Sammeln & Wachsen!
Seit Juni '96 sammle ich Eure Texte für das "Projekt zum Mitschreiben". Dabei hab' ich Webdesign gelernt, das Netz erforscht und interessante Menschen kennengelernt. Eine wunderbare Zeit voller Freude über das Neue!
In all der Zeit konntet Ihr fast alleine bestimmen, was 'rein kommt - mein Interesse war nicht das Auswählen, sondern das Zeigen und Gestalten. Die Texte wurden so immer mehr, der Wörterwald wuchs und "Human Voices" ist wahrhaftig dick & fett geworden!

Dieses Bild eines Geistes aus der Kultur der Maya (Peru) hat mich sehr inspiriert: WIR starren in den Monitor - und dieses seltsame Wesen starrt zurück. Man fühlt sich GESEHEN.
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...für ganz Eilige:
Was sich ändert
Leiden ist nicht genug!
Wunsch & Wirklichkeit
Aus jedem Text ein Gesamtkunstwerk aus Design & Buchstaben machen, das hatte ich mir vorgestellt. Doch die schiere Menge und wachsende andere Web-Aktivitäten machten das schnell zeitlich unmöglich.
Gerade noch die Leitseite konnte ich mit Engagement gestalten.
Inspirierende Worte vorgeben, aktuell dazu geschriebene Texte sammeln und nebeneinander stellen, das wollte ich. Praktisch hat es sich so entwickelt, daß ich den Wörterwald den Einsendungen entsprechend wachsen ließ.
Explosiv und unerwartet entwickelte sich die kollektive Geschichte Beim Bäcker. Ursprünglich war das eine Einsendung zum Wort "Sex" von Carola Heine - und dann ging es ab wie eine Rakete! Heute sind es über 22 Kapitel - eine echte Überraschung!
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Erfolg & Streß
"Human Voices" hat viel Aufmerksamkeit bekommen: lobende Mails, freundliche Artikel, Spots in Printmedien und eine Reihe AWARDS und Preise. Das hat mich gefreut und ermuntert und ich danke allen, die dieses Projekt so wunderbar unterstützen!
Mit dem Erfolg kamen mehr Mails, mehr Texte, mehr Nachfragen. So langsam geriet ich in Streß. Die Texte stauten sich und ich wollte doch alle veröffentlichen, niemanden ausschließen, keine Auswahl treffen, schon garnicht nach 'literarischen Kriterien'. Langsam begann ich, die Updates hinauszuschieben, mich davor zu drücken.
Da wußte ich: so geht es nicht weiter - sollte ich besser aufhören?
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Literarische Kriterien?
Ich kaufte zwei Bücher von den entgegengesetzten Enden der Literaturkritik:
- "Lesen lernen - Kleines ABC der Literaturkritik" von Helga Mosbacher und
- "Dekonstruktion - Derrida und die poststrukturalistische Literaturtheorie" von Jonathan Culler.
Doch der Weg in die Literaturkritik ödet mich an, so interessant das alles auch ist. Ich muß doch keine Expertin werden,
um eine Wahl treffen zu dürfen. Manche Texte ergreifen, verführen, irritieren oder inspirieren mich - und andere eben nicht!
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Den Texten zuhören
Je mehr Zeit ich mit der Suche nach "objektiven Kriterien" und "rationalen Gesichtspunkten" verbringe, desto weniger sprechen die Texte zu mir, umso mehr werden sie zu etwas, das ich nur noch "abarbeite" (...und auf einer privaten Web-Site gibt es wahrhaftig keinen Grund dazu!).
Also werde ich nichts begründen, schon gar nicht objektiv! Vielleicht aber kann ich Euch in Zukunft erzählen, auf welche Weise mich ein Text bezaubert, den ich in den "Human Voices" ausstelle. Schickt mir also ruhig weiter Texte, auch massenhaft! Aber seid nicht sauer, wenn die hier nicht alle erscheinen, als wäre Human Voice ein Veröffentlichungs- Automat.
 ...wilde Vögel fliegen!
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Leiden ist nicht genug!
Soviel Leid, soviel Gewalt, soviel Gier, Haß und Verblendung! Bodenlose Dummheit, Unbeweglichkeit und Ignoranz! Oh ja, es gibt Gründe zum Jammern und Klagen, zum Heulen und Toben, zur Verachtung und zum Zynismus, aber: hilft uns das?
Ich empfinde es immer mehr als Zumutung, wenn Schreibende das eigene Leiden an der Welt einfach nur nach außen bringen. Das mag persönlich entlastend wirken - aber die Last der aufgerührten Emotion verschwindet ja nicht etwa, sie geht nur auf die Lesenden über (und wer glaubt, daß der so zum zweifachen Opfer gemachte Leser sich das lange gefallen läßt, täuscht sich!).
Von einem Autor erwarte ich MEHR! Nämlich, daß er SELBST ( = 'auto') auf seine je EIGENE ( = 'auto') Weise mit dem Leiden an der Welt zurecht kommt; daß er es auf SEINE Art überwindet, ver-windet, und ich als Leser von dieser seiner Art mir vielleicht etwas abgucken kann, um mein eigenes Leiden zu lindern.
Alles andere liegt auch zu Zeiten des Netzes in privaten Schubladen besser. Oder was meinst Du? (Lies die Leserbriefe dazu!)
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Was sich ändert
Weniger ist mehr: insgesamt werden weniger neue Texte erscheinen, dafür aber sehr viel schöner aufbereitet!
Der Tod gehört dazu: bisher sind in diesem Projekt immer nur neue Texte dazugekommen. In Zukunft werden manche auch wieder verschwinden. Das Leben ist ein ewiges Werden und Vergehen... ;-)
Keine Erzählungen: weil ich Geschichten einfach nicht am Bildschirm lesen mag, hab ich die Rubrik "Stories & Erzählungen" wieder gestrichen (unser gemeinsamer erotischer Roman Beim Bäcker bleibt natürlich!). Ganz ganz kurze Geschichten können nach wie vor im Wörterwald erscheinen.
Weniger Frames: Sofern ich in Zukunft noch Werkschauen von Autoren präsentiere, werden sie auf einer Sammel-Seite gezeigt (Beispiel: Guntram Balzer - Gedichte), nicht mehr in einem Frameset.
Human Writers erweitert: Nicht nur Autorenliste der hier veröffentlichenden Autoren soll die Seite Human Writers - schreibende Menschen im Web sein, sondern offen für alle Schreibenden im Web, deren Seiten mir einen Besuch wert sind.
Danke!
Allen Freundinnen und Freunden, die das Human Voices - Projekt auf so vielerlei Art unterstützen, ein recht herzliches Dankeschön!
Und ich danke Lothar Reschke, der mir Mut zu den aktuellen Veränderungen gemacht hat, z.B. durch seinen inspirierenden Text Was gut ist - eine Erforschung unserer Wertorientierung |
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